Gleichstellungsbeirat der Friedrich-Schiller-Universität Jena begrüßt Beschluss
zur Aufnahme von Gesprächen über den Erhalt des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte
Als Mitglieder des Gleichstellungbeirats der Friedrich-Schiller-Universität Jena begrüßen wir, dass mit der Aussprache und dem Beschluss des Fakultätsrats der Philosophischen Fakultät vom 13. Dezember 2022 die breite öffentliche Debatte der letzten Monate und das Engagement vieler Studierender und Mitarbeiter:innen zum Erhalt der Professur für Geschlechtergeschichte nun aufgegriffen wurden. Damit wird zum einen der Tatsache Rechnung getragen, dass es sich bei der Geschlechtergeschichte um einen der zentralen Lehrstühle des Historischen Instituts handelt, der inner- und außerhalb des Wissenschaftsstandorts Jena große Anerkennung und Reputation genießt. Sowohl die über 3300 Unterschriften der Petition als auch die zahlreich eingegangenen Stellungnahmen zeigen deutlich, dass die Relevanz des Lehrstuhls ungebrochen ist und die historische Betrachtung der Kategorie Geschlecht nicht nur innerhalb der Geschichtswissenschaft selbst über die Jahre kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat. Um Gender und Diversität in ihren intersektionalen Verflechtungen und historischen Dimensionen angemessen erfassen und analysieren zu können, bedarf es somitsystematischer Kenntnisse und einer vertieften Grundlagenforschung, wie sie nur an einem Lehrstuhl betrieben werden kann.
Zum anderen ist der Gleichstellungsbeirat davon überzeugt, dass mit der nun erfolgten Ankündigung über die Aufnahme von Gesprächen auch in hochschulpolitischer Hinsicht größerer Schaden von der FSU abgewendet wurde. Angesichts der Tatsache, dass sich die FSU seit vielen Jahren erfolgreich für die Stärkung gendersensibler Strukturen in Lehre und Forschung einsetzt, wäre mit der ersatzlosen Streichung der Geschlechtergeschichte nicht nur ein falsches politisches Signal, sondern auch ein nachhaltiger Glaubwürdigkeits- und Imageverlust zu befürchten gewesen. In einer Zeit, in der sich die politischen Angriffe gegen Gender- und Diversitätsgerechtigkeit auf verschiedenen Ebenen verstärken und gezielt Fehlinformationen verbreitet werden, hätte dies die Arbeit der Gleichstellungsaktiven inner- und außerhalb der Universität auf längere Sicht deutlich erschwert. Die Rückwirkungen auf den Studien- und Wissenschaftsstandort Jena mögen zwar im Einzelnen schwer zu bemessen sein. Grundsätzlich kann aber davon ausgegangen werden, dass ein Festhalten an der Streichung derzeit unternommenen Bemühungen um eine Stabilisierung der Studierendenzahlen entgegengelaufen wäre.
Als Mitglieder des Gleichstellungsbeirats sehen wir uns in der Verantwortung, uns für die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen und Freiräume einzusetzen, die disziplinenübergreifende Kooperationen auf dem Gebiet gendergerechter Forschung und Lehre ermöglichen. Vor diesem Hintergrund erhoffen wir uns, dass mit der Entscheidung des Fakultätsrats ein wichtiges Zeichen gesetzt wurde, dass die Universität auch in Zukunft an ihrem bisherigen Kurs festhalten wird. Mit Rückblick auf die Vorgänge seit dem Sommer 2022 erwarten wir zudem, über die nun anstehenden Diskussionen informiert und in angemessener Form in diese einbezogen zu werden, um so zu einer konstruktiven Lösung beitragen zu können.
Für den Gleichstellungsbeirat
apl. Prof. Dr. Annette Weinke
Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der FSU Jena