Mehr Bildung wagen! – Bündnis für Ausfinanzierung der Geisteswissenschaften und Sicherung gut bezahlter Arbeit an der Universität

Pressekonferenz am 15.12.2022 © Sebastian Drue

Wir als Freund*innen der Geschlechtergeschichte sind Teil des Bündnisses „Mehr Bildung wagen!“, zusammen mit den Studierenden aus Hörsaal 1 und TVStud sowie weiteren Unterstützer*innen.

Wir haben u.a. mit der Petition „Geschlechtergeschichte an der Uni Jena erhalten“ eine breite öffentliche Debatte darüber anzustoßen versucht, warum der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte in Jena bestehen bleiben muss und sehr relevant für den Forschungsstandort Jena und Deutschland ist.

Die Petition, die wir Ende September gestartet haben, hat Stand heute: 3.307 Unterschriften. 1.038 kommen dabei allein aus Jena. Sie wurde an der Fakultätsratssitzung am 13.12. – gemeinsam mit allen uns eingegangenen Offenen Briefen und Solidaritätsbekundungen – dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Christoph Demmerling, und dem Fakultätsrat übergeben.

Die Besetzung des Hörsaal 1 von über 300 Studierenden seit Ende November hat gezeigt, wie wichtig der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte für die Studierenden ist. Es ist ermutigend und sehr berührend zu sehen, wie viele Studierende sich für ihre Universität interessieren, sich für bessere Arbeitsbedingungen an dieser Universität und für das Lehrangebot, das sie für wichtig empfinden, einsetzen. Wir denken, dies ist ein großes Kompliment an die FSU.

Vorgestern haben wir die vielstimmigen Argumente für den Erhalt der Geschlechtergeschichte in der Sitzung des Rats der Philosophischen Fakultät statusgruppen- und institutsübergreifend hörbar gemacht. Und unser Anliegen wurde gehört.

Dem Antrag – Zitat: „Der Fakultätsrat beauftragt den Dekan, sich mit dem Präsidenten und der Institutsleitung des Historischen Instituts zu verständigen. Die Gespräche sollen zum Ziel haben, belastbare Wege für den Erhalt der Professur für Geschlechtergeschichte aufzuzeigen.“ – Zitatende, wurde mit einer 18 zu 3 Mehrheit stattgegeben.

Dieses Signal haben wir wohlwollend aufgenommen. Die Perspektiven aus den nun folgenden Gesprächen, die Möglichkeiten des Erhalts der Geschlechtergeschichte ausloten sollen, beobachten wir mit größter Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Ein Schritt in die richtige Richtung ist getan, nun müssen weitere Schritte auch in Bezug auf die weiteren Forderungen der Besetzung folgen. Die heutige Gründung des Bündnisses „Mehr Bildung wagen“ bündelt unsere Kompetenzen und Anliegen. Gemeinsam sind wir bereit, uns in den nun anstehenden Prozess nach Kräften einzubringen.

++ Mehr Bildung wagen! – Bündnis für Ausfinanzierung der Geisteswissenschaften und Sicherung gut bezahlter Arbeit an der Universität ++

Wir gründen ein Bündnis, das den Protest für den Erhalt der Geschlechtergeschichte und gegen die prekäre ökonomische Situation von Studierenden weiter trägt. Seid ihr dabei?

Über die letzten Monate und insbesondere die letzten zwei Wochen haben wir den Protest für den Erhalt des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte in die breite Öffentlichkeit getragen. Nachdem wir seit der umstrittenen und übereilten Entscheidung des Fakutultätsrats im Juli, den Lehrstuhl nicht weiter zu besetzen, zunächst Petitionen geschrieben und Demonstrationen organisiert hatten, unsere Anfragen an das Präsidium allerdings unbeantwortet blieben, haben wir uns entschieden, den größten Hörsaal der Universität zu besetzen.

Dort sind wir nun seit zwei Wochen und mit großem Effekt: Neben zahlreichen regionalen und überregionalen Berichterstattungen, die eine öffentliche Diskussion über die Relevanz des Erhalts der Geschlechtergeschichte auslösten, erreichten uns unzählige Solidaritätsbekundungen von anderen Studierenden, regionalen und internationalen Wissenschaftler*innen, Initiativen und Gewerkschaften. Wenn eines klar ist, dann, dass die Abschaffung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte eine Fehlentscheidung war und diese Entscheidung nun Wissenschaftler*innen, Studierende und Aktivist*innen im Protest für Vielfalt, kritische geisteswissenschaftliche Forschung und Geschlechtergerechtigkeit zusammenbringt.

Uns ist klar: Geschlechtergeschichte muss bleiben! Nicht nur geht mit der Abschaffung dieses einzigartigen Lehrstuhls wichtige Lehre und Forschung verloren; in Zeiten des Rechtsrucks einen so zentralen Lehrstuhl abzuschaffen, setzt das falsche Zeichen. Das Präsidium signalisiert uns, dass auch für sie die Nicht-Neubesetzung der Geschlechtergeschichte einen Verlust darstellt, sie aber aus Finanzierungsgründen nichts daran ändern können; auch die Uni sei ihren eigenen Sparzwängen unterlegen, die oftmals vom Land ausgehen. Darum ist für uns klar, dass wir uns in unserem Protest auch mit der aktuellen Sparpolitik insbesondere in den Geisteswissenschaften auseinandersetzen. Hinter diesen Entscheidungen, Geschlechtergeschichte und andere Lehrstühle zu streichen, Stellen zu kürzen oder unterzubesetzen steht der von Bund und Ländern ausgehende Sparzwang, der immer mehr Hochschulen und vor allem die Geisteswissenschaften betrifft. 

Gespart wird nicht nur im Fall der Geschlechtergeschichte sondern auch bei den Beschäftigungsverhältnissen studentischer Hilfskräfte. Studentische Hilfskräfte unterstützen Lehre & Forschung und sind für den Betrieb der Hochschulen essenziell – die geringe Bezahlung und prekären Arbeitsbedingungen sind inakzeptabel.   Daher solidarisieren wir uns mit der Forderung nach landesweiten Tarifverträgen und beteiligen uns am Kampf der Initiative TVStud.

Kurzum; unser Protest geht weiter. Um unsere Forderungen über die Besetzung hinaus weiterzutragen, haben wir enschieden, ein Bündnis zu gründen. Ziel dieses Bündnisses ist es, die zahlreichen Solidaritätserklärungen und starke Unterstützer*innen-Stimmen zu bündeln und die Proteste für den Erhalt des Lehstuhls für Geschlechtergeschichte und für die Tarifverträge für Studierende weiterzutragen. Für Januar sind erste Treffen geplant, die Einladung folgt. Gemeinsam wollen wir an Lösungen arbeiten, wie wir den Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte erhalten können, die Gespräche mit dem Uni-Präsidium begleiten können und die Tarifverträge für Studierende durchsetzen können.

Unterzeichner*innen

Die Studierenden aus HS 1

Die Freund*innen der Geschlechtergeschichte 

TV Stud Thüringen

MdL Christian Schaft (Fraktion DIE LINKE. im Thüringer Landtag)

Olaf Müller MdL Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Thüringer Landtag

Madeleine Henfling  MdL Fraktion Bündnis90/die Grünen im Thüringer Landtag

Dr. Gisela Horn, ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der FSU Jena

DIE LINKE. Thüringen

DIE LINKE. Jena

Grüne Jugend Thüringen

Grüne Jugend Jena 

Linksjugend.SDS Jena 

Ver.di Betriebsgruppe der FSU Jena 

GEW Betriebsverband der Universität Jena

Mitarbeiterinnen der FSU organisiert in der Freien Arbeiterinnen Union Jena (FAU )

FSR des Instituts für Soziologie, FSU Jena

ELLi – Emanzipatorische Linke Liste (StuRa Liste FSU)

ÖSI – Ökologisch-Sozial-International (StuRa Liste FSU)

Fachschaftsrat Romanistik (FSU Jena)

 Prof. Dr. Gisela Mettele, Historisches Institut, FSU Jena

Dr. Eva Tolasch, Institut für Soziologie an der FSU Jena 

Dr. Alexandra Bernhardt, Institut für Soziologie an der FSU Jena

Fabian Pflügler, Institut für Soziologie an der FSU Jena 

Dr. Sebastian Sevignani, Akadem. Rat a.Z. am Institut für Soziologie an der FSU Jena

Prof. Dr. Kathrin Leuze, Institut für Soziologie, FSU Jena

Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)

Medinetz Jena e.V.

Seebrücke Jena

Feministisch-Kreativ-Kämpferisch: Feministisches Kollektiv Jena (FKK) 

CarlA e.V. 

MSFC Jena (Medical students for Choice)

Undogmatische Radikale Linke (URL) 

SJD – Die Falken KV Jena

Dr Anna Hájková (Warwick University)

Fachgruppe Geschlechterforschung Uni Göttingen

Studierendenrat der TU Dresden 

FemKo Gera

Bild Pressekonferenz am 15.12.2022 © Sebastian Drue